Langlaufweekend 1986

(1.Austragung)

Mit dem „älteren Herrn aus Holz“ durch den Jura!
(Eine Schilderung des ersten Langlaufweekends 1986)

Endlich nach langem Winterschlaf, den ich sauber gereinigt in einer warmen Hülle verbrachte, wurde ich eines Abends im Januar mit meinen neuen Antriebsmotoren (Stöcke) bekannt gemacht und in Bereitschaft gestellt; der Rucksack daneben liess auf einen Ausflug schliessen.
Nach einer kurzen Nacht in der warmen Wohnung durfte ich am andern Morgen auf den Schultern meines Besitzers in die winterliche Kälte hinaus. Der Bahnhof Bern war Treffpunkt meiner Kollegen verschiedenster Marken, einer war sogar ein sehr älterer Herr aus Holz.
Wie ich aus der Begrüssungen der fünf Senioren zu entnehmen vermochte, stand uns ein Langlauf-Trip im Jura bevor, ein Markenkollege sollte noch in Gümmenen zu uns stossen.
Umweltfreundlich mit dem Zug in Les Verrières angelangt, durfte ich eine Tagesration Trockenwachs zu mir nehmen und los gings, zuerst in einer tollen Loipe, später in tiefem Schnee einen steilen, beschwerlichen Anstieg hinauf, bei dem meine Spitzen mehrheitlich unter dem Schnee lagen und ich von der schönen Winterlandschaft gar nicht viel zu sehen bekam.
In Cernets begann für mich das lang ersehnte Abenteuer. Zügig durchquerten wir auf optimal gespurten Loipen traumhafte OL-Wälder und Lichtungen (WM-Zielgelände) und erreichten über die Ebene von Les Tailléres den kältesten Ort der Schweiz.
Ausruhen durfte ich vor einem schönen Restaurant, wo Hansruedi Brand, Fons Peyer, Toni Brauchle, Horst Ocker und Max Santschi ihre Muskeln wieder auf Hochleistung zu bringen versuchten.
Vor dem Aufbruch in La Brévine zum zweiten Teil des Tages wurde ich ebenfalls mit einer etwas weicheren Mahlzeit anderer Farbe gestärkt.
Weiter gleiteten wir Richtung Chachot (OL-Karte) leicht ansteigend bis zum Zielgelände des 3-Tage-OL 85 und in einer rasanten Abfahrt nach Les – Ponts – de – Martel, wo wir mit einer Zusatzschlaufe müde aber zufrieden das Hotel erreichten.
Zu meiner Ueberraschung stand der Kollege aus Holz bereits im Hotelgang.
Er durfte – wie er mir später erzählte – das letzte stück auf einem Autodach zurücklegen.

Da es inzwischen warm geworden war und zu regnen begonnen hatte, stellte ich mich an eine Wand und genoss die Nachtruhe, währenddem unsere Besitzer bei gutem Mahl die Geselligkeit pflegten.
Gehört habe ich von ihnen nicht mehr viel, wahrscheinlich ist es spät geworden.

Am Sonntagmorgen fuhren wir bei bedecktem Himmel mit einer roten Eisenbahn nach La Ferrière.
Wegen des warmen Wetters wurden wir mit einer Art Konfitüre bestrichen.
Mit frischem Elan bei niederschlagsfreiem Wetter zogen wir im klassischen Langlaufstil Richtung Osten,
zwei Restaurants an der Strecke scheinen unsere muskelkatergeplagten Läufer übersehen zu haben.

Auf alle Fälle war ich froh, mich in Les Breuleux für längere Zeit ausruhen zu dürfen. Oft kam ich mir vor wie ein Transportschiff in einem Wasserkanal, ich musste mich erst einmal wieder trocknen lassen.

Zum Glück zeigte mein Meister die ersten Ermüdungserscheinungen, dadurch verminderten sich die von mir nicht sehr geschätzten Skating-Schritte, ein Sturz auf dem letzten Teilstück lief für mich glimpflich ab und vermochte mir auch nicht mehr viel anzuhaben., denn bereits sah ich unser Ziel Les Reussilles vor mir.
Erwärmt durch eine heisse Lampe wurde ich von der inzwischen schmutzigen, klebrigen Masse erlöst.

Einige Kilometer älter und viele Erlebnisse und Eindrücke reicher, durfte ich in einem extra für uns reservierten Abteil des Zuges die Heimreise antreten.
Ich vermute und wünsche, dieser Jura-Trip könnte ein traditioneller Anlass der OLG Bern-Senioren werden.
1986/ms

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