Burgund 2002

Tour de France der OLG-Senioren-Radsportgruppe…

Vom 27.Mai – 2.Juni 9 Teilnehmer unterwegs ins Burgund…
Sanfte Hügel, von der Sonne verwöhnte Rebberge, idyllische Winzerdörfchen, insgesamt eine reizvolle Landschaft:
Das ist das Burgund, das wohl berühmteste Weinanbaugebiet der Welt. Wer die Weinstrassen entlang fährt stösst immer wieder auf wohlbekannte Namen wie Santenay, Pommard, Mercurey, Savigny-lés-Beaune, Volnay etc.
Wer träumt nicht davon diese wunderbare Gegend zu entdecken um gut zu Essen und zu Trinken.
Der unbändige Wunsch und ein lang gehegter Traum einiger OLG-Senioren, das beliebte Ziel nicht mit dem Auto, sondern mit dem Rennrad zu erreichen wurde inder letzten Maiwoche Wirklichkeit.
Gute Kondition, viele Trainingskilometer, Ausdauer und eine grosse Portion Wille waren allerdings Voraussetzung für dieses unvergessliche Unternehmen.

Teilnehmer:

  • Hansruedi Brand,
  • Fritz Steffen,
  • Alfons Peyer,
  • Anton Högger
  • Werner Wehrli,
  • Horst Ocker,
  • Max Kaderli,
  • Max Santschi

Hansruedi, Fritz, Alfons, Alfred, Anton, Werner, Horst, Max K. und Max S., trafen sich am Montag nach der Bike O SM bei strömenden Regen am Startort in Bern. Sie alle sind nebst dem OL, der Faszination Radfahren erlegen und vom Wunsch beseelt eine Woche auf dem schmalen Sattel zu verbringen.
Obwohl unser technischer Leiter und Begleitbusfahrer Werner des misslichen Wetters wegen die Abfahrten der Züge nach Frankreich bekannt gab, starteten die Unentwegten nach dem Verlad des Gepäckes und der Verabschiedung von den Frauen zur ersten Etappe Richtung Westen.

1. Etappe (Bern – Champagnole 153 Km)

Ueber Gümmenen – Salvenach – Salavaux – Estavayer – Yverdon – Vallorbe erreichte das ausgeglichene vorläufig 6-köpfige Fahrerfeld bei Dauerregen und nur 7 Grad nach hartem Strampeln mit einer Bergankunft Jougne.
Tropfnass und durchkältet angekommen, verpflegten wir uns nach einem Kleiderwechsel im nahe gelegenen Restaurant, es regnete endlich nicht mehr.
Mit viel Respekt vor der Distanz starteten die harten Kerle eine Stunde später wiederum bei starkem Regen zum zweiten Teil der 1.Etappe, dessen Streckenprofil wir bereits von unserem Bike Wochenende im Februar kannten.

Endlich nach ca 10 Km trocknete die Strasse ab, der unangenehme Wasserstrahl vom Hinterrad des Vordermannes im Gesicht blieb aus und das Fahren auf den letzten Kilometern bis zu unserem Etappenort Champagnole zwar plötzlich wieder ein Vergnügen.

Müde nach der sechstündigen 153 Km langen Tour und etwas verunsichert, was noch alles kommen mag, genossen wir das Nachtessen und die ausgezeichnete Unterkunft.

2. Etappe (Champagnole – Chassey le Camp 123 Km)

Ein kräftiges Frühstück und schon fuhren wir bei trockenem frischem Wetter mit hohem Rhythmus magisch angezogen unserem Ziel Richtung Westen entgegen.
Die anfänglichen Steigungen nach Pont-du-Navoy, das hohe Tempo und die unendlichen Geraden deckten die ersten Schwächen auf.
Intakte Kraftreserven waren in den folgenden Tagen von grosser Wichtigkeit, darum kam das Mittagessen in einer Bar in Mervans allen Teilnehmern sehr gelegen.
Frisch verpflegt und verstärkt mit 2 weiteren Fahrern erreichte die Gruppe in flacher Topographie über Verdun – Chagny nach 4 Std. 40 Min. unser Ziel, das ausgezeichnete Hotel Camp Romain in Chassey le Camp.
Ein Apèro spendiert vom abwesenden Res und ein schmackhaftes mehrgängiges Nachtessen mit dem ersten Burgunder liess die zurückgelegten Strapazen vergessen.

3. Etappe (Chassey le Camp – Beaune – Chassey le Camp 77 Km)

Der dritte Tag, – eigentlich wohlverdienter Ruhetag – führte das 9-kvpfige Fahrerfeld mit reduziertem Kilometerschnitt über kleine Anhöhen und einsame verkehrsfreie Strassen durch Rebgebiete über Santenay – Nolay – Rochepot – Orches – Pommard nach Beaune der Hauptstadt des Burgunds.
Hier wurde der längere Aufenthalt für Siesta und kulturelle Besichtigungen benützt, bevor es zügig via Volnay – Meursault – Chagny – und einem Bergpreis in Nantoux ins Hotel zurück ging.
Whirlpool und Schwimmbad lockerten unsere Muskeln, die abendliche Schlemmerei wurde schon bald zur Selbstverständlichkeit und belohnte unsere 3 1/2 stündige Leistung.

4. Etappe (Chassey le Camp – Cluny – Chassey le Camp 125 Km)

Keiner blieb zurück als es am nächsten Morgen los ging, die Kollegen motivierten sichbei dem Superwetter gegenseitig.
Auf der hügeligen Fahrt über Mercurey zu den Klosteranlagen nach Givry , erfolgte nach Aluze der erste Defekt, bereits nach 8 Km zischte es und die Luft war bei einem Hinterrad draussen.
Mechaniker Fredi kam zum Einsatz, musste doch neben dem Schlauch wegen einem sogenannten „Schlangenbiss“ auch der Reifen gewechselt werden.
Von Givry nach Cluny fuhr bis vor einigen Jahren eine Eisenbahn, genau dieses Trassé wurde beispielhaft zu einem ausgezeichnet signalisiertem Veloweg umfunktioniert und verführte uns zu einer 80 Km Tempobolzerei im Flachen nach Cluny und zurück.
Das „Feeling“ des Gruppenfahrens, begleitet vom Zwitschern der Vögel links und rechts des Weges, ein zweiter Defekt und auch ein zweiter Sturz eines Fahrers, – diesmal nicht auf weiches Gras, sondern auf harten Asphalt, glücklicherweise ohne Folgen – waren die „Highlights“ während dieser 5-stündigen Ausfahrt.

5. Etappe (Chassey le Camp-Ecuisses – Chassey le Camp 60 Km)

Der Tag vor der Rückfahrt in die Schweiz diente der Erholung und führte uns bei schönen warmen Wetter gemächlich einem von Hausbooten befahrenen Kanal mit vielen Schleusen entlang.
Ueber einen happigen Anstieg erreichten wir bald das Hochplateau von Villeneuve-en-Montagne mit wunderschöner Aussicht auf die Weiten des Burgunds, vielen kleine Dörfern in purer Natur, prächtige Blumenwiesen und schöne Wälder säumten die einsamen Strassen.
Das Mittagessen im Hotel nach 2 1/2 Std. leitete die Erholung ein, die beliebtesten Beschäftigungen bis zum Besuch einer Weindegustation am Abend bei einem Weinbauer des Dorfes, waren Schlafen, „Sünnele“, Botanikexkursionen und Spaziergänge.

6. Etappe (Chassey le Camp – Champagnole 151 Km)

Die Rückfahrt begann mit viel Aufregung und Zeitverlust, bereits nach 10 Km gab es den ersten Ausreissversuch eines Fahrers, dem das Hauptfeld nicht zu folgen vermochte. Glücklicherweise wurde der Fahrer von einem unsichtbaren Streckenposten bei einem Kreisel fehlgeleitet, so dass dieser von der vorgesehenen Strecke abkam und sich in einem Industriegelände neu orientieren musste.
Das inzwischen wartende Hauptfeld in Givry entschloss sich nach einiger Zeit weiter zu fahren, der Besenwagen brachte den unglücklichen verirrten Ausreisser nach 50 Km wieder zur Gruppe zurück. Der Sponsor des abendlichen Apèros war damit bereits gefunden.

Die Fahrt führte uns weiter über eine von Werner vorzüglich rekognoszierten Streckenverlauf, alles auf Nebenstrassen mit vielen Richtungsänderungen. Sennecey, Louhans, Savigny, Lons-le-Saunier wurden passiert bevor die Bergpreiswertung mit 12% Steigung als Höhepunkt des Tages bewältigt wurde. „Aufgeben, Absteigen, fertig Schluss“ war nie ein Thema, alle bissen auf die Zähne bzw. in die Energiebarren und der Rest der 5 Std. 40 Min. wurde locker geschafft.

7. Etappe (Champagnole – Bern 162 Km)

Die letzte und längste Etappe führte die ersten 22 Km mehrheitlich bergauf und öffnete uns einmal mehr die Augen für die wunderschöne Juralandschaft mit vielen weidenden Kühen und malerischen kleinen Dörfern.
Auf der Hochebene Richtung Pontarlier war der Ehrgeiz der Sportler nicht mehr zu bändigen, die vielen radelnden Franzosen mussten unbedingt eingeholt werden.
Kurz nach der Passage des Zoll in Les Verriéres vollbrachte Toni als Begrüssung in der Schweiz einen glimpflich abgelaufenen Sturz, Schürfungen als Andenken an unsere Tour blieben jedoch zurück.
In Einerkolonne im Schnellzugstempo mit wechselnder Führung durch das Val Travers, Mittagessen vor der happigen Steigung nach Noiraigue , weiter durch Neuenburg ins Seeland und schon der Gümmenenstutz.
Letzte Kräfte werden mobilisiert und im Windschatten des Vordermannes erreichen wir Heggidorn und dann mit einem Endspurt in guter Verfassung nach etwas über 6 Std. Bern.

Die erbrachte Leistung in den vergangenen 7 Tagen kann man – etwas müde, abgekämpft, teilweise mit kleinen Muskelschmerzen – in diesem Moment noch nicht genau einordnen, grosse Freude und Stolz über die erbrachte Leistung und die Kameradschaft im Team lassen alle Strapazen vergessen. Es war eine schöne, unvergessliche und gut organisierte Woche.
Rekognoszierung, Wegbeschreibungen, Verpflegung, Transport, Begleitung, Logistik, usw. waren profihaft, dafür möchten wir Werner bestens danken. Auch die Dienste von Mechaniker Fredi wurden sehr geschätzt und sollen verdankt werden.

Max Santschi, 7.Juni 2002

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